@Gast: "Columbo wird müde und scheitert."
@xxxl Columbo-Fan: "aber kurz, bevor er ihn überführen konnte, funkt die Mafia dazwischen"
@Abomination: "ohne der Hilfe der Mafia hätte diesmal nicht einmal Columbo den Mörder überführen können"
Das sehe ich nicht so. Erstens denke ich, dass die Idee, den Mörder so zu bekommen, von Columbo war, nicht von Vincenzo Fortelli. Die Gefangensetzung des Mörders und seine Einschüchterung waren zweifellos vorher abgesprochen (Columbo wusste ja, dass das Münztelefon nicht wirklich "out of order" war). Zweitens hätte Columbo es sicherlich auch ohne die Mafia geschafft, den Mörder zu überführen (z.B. indem er den Mörder durch einen Trick veranlasst hätte, die Waffe wieder auszugraben, da wäre ihm schon was eingefallen), aber er war unter Zeitdruck, weil der Mafiaboss die Sache selber in die Hand nehmen wollte. Also hat er ihn in seine Untersuchung eingebunden und damit sowohl ein schnelles Geständnis bekommen als auch den Mafiaboss innerhalb der "genehmigten" Zeitspanne zufriedengestellt. Das war übrigens auch Täterschutz (von wegen "Folter").
Das Motiv für den Mord war die Gefahr, dass bei den immer wiederkehrenden Wettschulden des Bruders der Täter irgendwann mal Ranch und Gestüt verloren hätte, weil die seinem Bruder gehörende Hälfte versteigert worden wäre. Selten dämlich war allerdings der Plan, den Gläubiger des Bruders ebenfalls zu töten, der ja vermutlich mit der organisierten Kriminalität in Verbindung stand. Denn dass die Mafia wissen würde, dass nicht Bruno Romano der Täter war, und vor allem seinen Tod rächen würde, davon konnte Graham McVeigh doch ausgehen. Die Folge war dann auch eine fast sichere "Enteignung" durch die Mafia. Allerdings musste McVeigh damit rechnen, dass die Mafia die Schulden seines Bruders bei ihm eintreiben würde, deswegen der Mord an Bruno Romano. Aber es war eben schon die Anfangsidee schlecht durchdacht, das Pferd verlieren zu lassen, denn die führte ja erst zu den großen Schulden in diesem Fall. Den Mord an seinem Bruder als "Zukunftsvorsorge" hätte er auch durchführen können, ohne diese Situation heraufzubeschwören, natürlich hätte er sich dann eine etwas andere Vorgehensweise einfallen lassen müssen.
Warum rückt Krutch am Ende das achte Teil des Fotos heraus? Die Polizei kann nicht sicher wissen, dass er es hat, und auf seine Strafe wird es auch keinen Einfluss haben. Warum sollte er der Polizei die Genugtuung verschaffen, das Geld zu finden? Und schließlich: Vielleicht kommt er nach 20 Jahren ja wieder aus dem Gefängnis und kann dann das Geld immer noch selber heranschaffen? (Wenn er den Rest des Fotos irgendwann zu sehen bekommen hat, reicht ihm sein Stück unter Umständen zur Identifikation des Verstecks.)
Wie schon in "Now you see him" und "Black Lady" gibt es hier ein relevantes Indiz, das den Kreis der möglichen Täter auf eine oder zwei Personen einschränkt und Columbo erlaubt, sich mit dem Wissen, wer der Mörder war, gezielt auf die Suche nach Beweisen zu machen.
In "Now you see him" wurde eine abgeschlossene Tür durch den Mörder geöffnet, obwohl der einzige Schlüssel sich im Raum beim Opfer befand. Damit kam nur ein geschickter Schlossknacker in Frage und Columbo konnte sich die Vernehmung der Gäste beim Zauberspektakel sparen. Der Mörder musste der "große Santini" sein, es musste nur noch nachgewiesen werden, dass sein Alibi nicht valide war und ein Motiv gefunden werden.
In "Black Lady" hatte der Ermordete den Schlüssel für das Zimmer nicht bei sich, in dem der Mord geschah. Da außerdem nahelag, dass der Mörder eine Frau war, kamen nur zwei Personen in Frage, weil es nur zwei Frauen gab, die einen Schlüssel zu dem Raum hatten. Die Geliebte Cindy war leicht auszuschließen, also musste Joan Allenby die Mörderin sein, und Columbo konnte sich auf die Suche nach der Herkunft ihrer Verkleidung konzentrieren.
Im vorliegenden Film hatten nur wenige Personen einen Schlüssel zum Haus des Opfers, in das nicht eingebrochen worden war, und ohne Alibi waren von diesen nur Chase Fielding und seine angenommene Tochter. Wieder war es kein Problem für Columbo, die Tochter aus psychologischen Gründen auszuschließen und sich auf das Sammeln von Beweisen zu konzentrieren. Er konnte sogar den Täter damit nerven, dass er die Tochter als Verdächtige darstellte, was ihm erlaubte, die Natur der Beziehung der beiden genauer zu durchleuchten und das Motiv besser zu verstehen.
So ein "Killer-Indiz", das den Täter eindeutig identifiziert, ist natürlich eine feine Sache. Kommt auch gelegentlich bei Agatha Christie vor.
Just one more thing... Hinsichtlich der "Strafvereitelung": Will Lauren Staton ihre Tochter ganz aus dem Mordprozess heraushalten, so kann sie ihr Hauptmotiv für die Tat -- Schutz der Tochter vor massiver Gewalt durch den Liebhaber -- nicht nennen und nur Nebenmotive wie verletzte Eitelkeit, dass er eine andere Geliebte hatte, oder den Wunsch, ihn für seinen Betrug an ihr selbst zu bestrafen, als Grund angeben. Das wird aber garantiert zu einer höheren Strafe führen, weil diese Motive anders als das primäre Motiv egoistisch oder gar schäbig sind. Ich denke, der Unterschied im Strafmass kann schon 5 Jahre ausmachen. Wenn der Fall so aufgerollt würde, wie er sich zugetragen hat, bekäme die Tochter wohl nicht mehr als die Mindeststrafe für Beihilfe zum Mord, das wären in Deutschland 3 Jahre, dürfte in den USA ähnlich sein. Durch die im Film zwischen Columbo und Lauren getroffene Regelung bekommt die Mutter wahrscheinlich eine Strafe, die höher ist als sonst die Summe der Strafen, die sie und die Tochter erhalten hätten. Sie nimmt also freiwillig die Strafe der Tochter (und mehr!) mit auf sich...
Warum Columbo Lisa laufen lässt, sollte eigentlich klar sein: er hat nichts gegen sie an der Hand, nicht einmal einen Beleg dafür, dass sie am Tatort war, und er hält ja Lauren Staton für die Täterin. Der kann er auch nichts nachweisen, aber sie ist zu einem Geständnis bereit, wenn er ihre Komplizin laufen lässt. Columbos Verhalten erweist sich mehr als gerechtfertigt, wenn dann die Gründe für den Mord aufgedeckt werden. (Dass er bis dahin nicht wusste, dass Lisa Laurens Tochter ist, stellt allerdings eine Schwäche in seinen sonst so peniblen Recherchen dar.)
@Gast: Wenn der zweite Schuss von der Wohnung ins Freie abgefeuert wurde, dann konnte die Polizei die zweite Kugel nicht finden, ohne die weitere Umgebung abzusuchen, wofür aber kein Grund bestand. Man wusste nur von einem Schuss und dafür fand sich die Kugel.
@Pjupe: Die Mörderin empfindet wirklich Sympathie oder mehr für Columbo. Dass als Nebenwirkung seine Ermittlungen weniger effektiv sein werden (wie sie meint) nimmt sie billigend in Kauf. Die Indizien gegen Lisa sind nicht besser als gegen Lauren. Es gibt überhaupt keine Beweise gegen sie. Sie hat die Polizei angelogen und kein Alibi für die Tatzeit, aber nicht mal ihre Gegenwart am Tatort ist belegbar. Nur Lauren könnte das bezeugen, aber dass sie das täte, ist illusorisch. Und schwer strafbar macht Columbo sich überhaupt nicht: Lisa kann ohne Beweis nicht bestraft werden, wo vereitelt er da eine Strafe?
@Tobias F.: "ist mir das Mörderduo durch und durch unsympathisch" -- dass das während eines Teils des Films der Fall war, kann ich ja noch verstehen, aber wenn man ihn zu Ende gesehen hat, bei dieser Ansicht zu bleiben, das ist mir unverständlich. Nick Franco hat Lisa beinahe umgebracht, man bekommt die Narbe an ihrem Hals zu sehen. Er hat ihr gedroht, sie doch noch umzubringen, wenn sie ihrer Mutter Lauren erzählt, dass er auch mit der Tochter ein Verhältnis hat, und damit seine Pläne vereitelt, die Mutter auszunehmen. Lisa hat es der Mutter trotzdem erzählt. Was soll die machen? Ihre Tochter ist in Lebensgefahr, die Polizei wird nichts gegen Nick unternehmen, solange der nicht tätlich wird, und dann kann es zu spät sein. Einen weniger nachvollziehbaren Mord kann es kaum geben. Da kann man nur auf die Mindeststrafe unter Berücksichtigung aller mildernden Umstände plädieren.
@Tonio: "nicht entschuldbares Motiv" -- na ja, eine Mutter die das Leben ihrer Tochter schützen will und keinen anderen Ausweg sieht als Mord, das sieht mir immer noch wie das "entschuldbarste" Motiv von allen aus. So entschuldbar wie Tyrannenmord (Stauffenberg). Das korrektestmögliche Verhalten in dieser Situation ist fast, den Mord zu begehen und sich dann zu stellen, um die Strafe auf sich zu nehmen. Ich denke, von allen Morden der Serie ist das derjenige, der am ehesten zu rechtfertigen ist. Andere waren auch schon nachvollziehbar, aber da ging es den Tätern nicht um den Schutz einer anderen Person. Lisas Beihilfe ist weniger edel aber auch nachvollziehbar.
Auf so einen Trick hereinzufallen... Galesko hätte sofort klar sein müssen, dass jedes Gericht nur das Originalfoto akzeptiert hätte. Es wurde schon darauf hingewiesen, dass Columbo ihm bereits ein Original gezeigt hatte und dass zum Vergleich noch das Foto existiert, dass mit dem Erpresserbrief kam. Galesko hätte auch behaupten können, seine Frau hätte die angesteckte Blume immer links getragen. Abgesehen davon ist kein Gesicht wirklich symmetrisch. Ein forensischer Vergleich mit anderen Fotos hätte schnell die Tatsache ans Licht gebracht, dass das Foto verdreht ist. Ebenso ein direkter Vergleich mit dem Tatort. Wieder einmal hat ein Mörder dem Druck nicht standgehalten und zu schnell nachgegeben. Paul Galesko ist ein Iditiot. Das ist das Fazit dieser Folge.
Falls es jemanden interessiert: die Musik, kurz bevor Columbo fragt ob er in der Kaserne schlafen darf, kommt auch in der Folge „Mord in eigene Regie“ vor.