Um Himmels willen, was für ein grauenhaftes Chaos, diese Episode!
Nicht nur, dass sie voller Fehler ist: Die Regie ist grauenhaft, der Schnitt ist grauenhaft, vom Drehbuch und Mordmotiv mal ganz zu schweigen...
WAS SOLL DAS ALLES? Komisch ist, dass ein ganzer Pulk so fähiger Schauspieler diesen genzen Schrott mitgemacht hat!
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit den Einzelheiten! Am Besten lasse ich es einfach... und deshalb nur zwei Nitpickings, die allerdings wieder so eklatant sind, dass sie eher Elefant-im-Porzellanladen-Qualität haben:
1. Die Eingangssequenz: Swanny fährt dieses kleine Bötchen, keiner ist an Bord und er singt dieses komische Liedchen vor sich hin. WÄHREND er singt, gibt es einen Schnitt, und das Boot ist voller betrunkener Leute. Hä?! Die ganze Episode ist voll von diesen schlechten Schnitten!
2. Columbo setzt sich zum Ende der Episode in das Boot und pfeift sein berühmtes Old-Man-Lied - und das sogar ziemlich gut - MIT ZIGARRE IM MUND!!! Herrgott, ist das furchtbar.
Beide Szenen wurden in der deutschen Synchro übrigens abgemildert, da das Singen und Pfeifen einfach nicht mit übernommen wurde...
Eigentlich eine der besten Episoden überhaupt.
Hier einige Anmerkungen.
Das klassische Nitpicking zu Anfang:
Als Columbo sich im Zauberladen die Guillotine erklären lässt, ist diese zur Beginn der Demonstration geschlossen. In der nächsten Einstellung, als der Verkäufer die Test-Möhre in das Gerät steckt, ist dieses - wie durch Zauberhand bewegt - auf einmal geöffnet, ohne handwerkliches Zutun! Magic!!!
Eigentlich wollte ich noch schreiben, dass es völliger Quatsch ist, dass aus dem Führerschein des Opfers dessen Gewicht hervorgehen soll. Wilson: "Jesse T. Jermone. Geboren am 3. August 1923. Größe: 1,75 Meter, Gewicht 174 Pfund". Was?! Sowas steht im Führerschein? Ein Nachprüfen im Internet ergab jedoch, dass es tatsächlich US-Bundesstaaten gibt, in deren Führerscheinen das Gewicht des Fahrers / der Fahrerein notiert ist. Als ich meinen Führerschein gemacht habe, war ich noch um 20 Kilo leichter.... Leider lebe ich nicht in den USA. Seufz!
Bleibt mir also noch, etwas Bemerkenswertes über die Musik dieser Folge festzuhalten: Der Komponist Bernardo Segàll hat offensichtlich einen Narren an der Titelmusik zum Film "Charade" (1963) gefressen, die übrigens von Henry Mancini stammt, dem Komponist der Columbo-Mystery-Theme-Eingangsmusik (die leider in Deutschland im Fernsehen und auf den DVD-Veröffentlichungen immer weggelassen wird, die ist so etwas wie der einheitliche Tatort-Vorspann). Nicht nur, dass der Sänger und Freund der Tochter des Mörders das Titellied selbst in der Folge zweimal zum Besten gibt, der gesamte Soundtrack besteht im Grunde genommen aus einer einzigen Ansammlung von Variationen über dieses Thema, die stilistisch vom Neo-Barock bis zur Crime-Scene-Music reichen. Der besondere Clou: In der deutschen Synchro-Fassung summt Columbo bei seinem ersten Auftritt in seinem neuen Regenmantel dieses Thema, als er um die Ecke kommt. Im Original tut er das nicht! Immerhin ein Beweis für die Aufmerksamkeit, die die deutschen Bearbeiter dieser Serie entgegen gebracht haben...
Das Alibi von Milo ist sehr schwach. Eine Anfrage bei der Telefongesellschaft hätte ergeben, dass der Anruf nicht von Genes Telefon kam, das hat in anderen Episoden schließlich auch funktioniert. Auch der Todeszeitpunkt steht im Konflikt zum angeblichen Anruf, mit dem sich Milo sein Alibi verschaffen will.
Milo hat sich beim Kampf mit Gene am Kaffee verbrannt, und zumindest an den Türen im Fitnessstudio Fingerabdrücke hinterlassen. Die Unterlagen von Lacey belegen, dass Gene Nachforschungen angestellt hat und Milo somit ein Motiv gehabt hätte ihn umzubringen. Nachdem man so eine große Indizienspur gelegt hat, werden in der finalen Szene die Schnürsenkel ausgepackt...
Also da gibt es wesentlich bessere Columbos.
Diese Folge gehört schon lange zu meinen Favoriten, vor allem wegen der Filmmusik. Der Regisseur der Episode, Norman Lloyd ist für mich als Hitchcock- Fan ein alter Bekannter, er hat in 'Saboteurs' und 'Spellbound' als Schauspieler mitgewirkt und später Hitchs Fernsehserie produziert.
Norman Lloyd stand zuletzt 2005 vor der Kamera (er ist Jahrgang 1914).
Bemerkenswert sind auch die Flughafendurchsagen am Ende des Films. Sind sie jemanden aufgefallen? Erst englisch, dann deutsch, dann dänisch und am Schluss sogar auf schwedisch. In der englischen Version sind diese Durchsagen nicht zu hören.
Die lustigste Szene ebenfalls am Schluss: die Bedienung verlangt das Geld für den Sherry und das Kräuterbier. Wie immer hat er kein Kleingeld dabei und lässt anschreiben - obwohl vor ihm ein Koffer voller Geld steht und er die ganze Zeit mit einem Bündel Geld wedelt.