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Schönheit um jeden Preis… kann Gift sein, aber wen juckt das schon? Columbo und die Täterin (Vera Miles!) juckt es bald tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes, doch das wäre zu viel verraten in einer Folge, die gleichsam aufmerksam wie clever inszeniert ist und in der eben noch kleinste Elemente wie das Sich-Kratzen der Hand eine Bedeutung haben. In der Welt der Reichen und diesmal vor allem Schönen – der Welt der Kosmetika – geht es nicht nur bei der Herstellung giftig zu, da wird intrigiert und spioniert, dass sich die Gesichtsfalten biegen. Und weil eben auch experimentiert wird, erschlägt Vera Miles einen immerhin von Martin Sheen gespielten Chemiker kurzerhand mit dem Mikroskop. Die Chemie, soviel ist ja schon angedeutet, wird auch bei den Ermittlungen immer eine Rolle spielen. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt sowieso, grad dies ist wieder eine der von mir so geliebten Folgen mit einem starken weiblichen und prominent besetzten Mörder. Nur specal guest star Vincent Price hat im Grunde zu wenig zu tun und darf in zwei Szenen tun, was er in dieser Zeit leider stets tat: sich selbst spielen, vulgo sein Rollenklischee, das zur Selbstparodie zu verkommen drohte. Angenehmer sind da schon die Anleihen an den Horrorfilm bei den Untersuchungen zum Auffinden der besten Anti-Falten-Crème, natürlich am lebenden weiblichen Objekt, mit delirierender Farbgestaltung und einem Gestus von Frankenstein, der auch ein Mal erwähnt wird (endlich mal nicht mit dem üblichen Fehler, das Monster als „Frankenstein“ zu bezeichnen). Prompt setzt der Soundtrack das Theremin ein, DAS (Psycho-)Horror-Musikinstrument spätestens seit Hitchcocks „Spellbound“. Neben den üblichen hohen Kultfaktor-Standards wäre noch die Rolle einer jungen Sekretärin zu erwähnen, die fast so etwas wie die dunkle Seite Columbos zu sein scheint. Sie ist clever und hält das der Mörderin auch ein Mal fast schon im Columbo-Stil vor. Sie trägt, als Ausnahme unter den ganzen Supermondänen, eher burschikose Kleidung und lange Zeit einen Trenchcoat in der Farbe desjenigen Columbos. Sie raucht Kette, wenn auch Zigarette statt Zigarre. Sie mag bei einer etwas gewagten Interpretation dem Manne auch insoweit nahekommen, als sie trotz langer Haare etwas „männlich“ durch ihren Stil wirkt – wenn sie der Täterin einen Wangenkuss gibt, mögen die Genreforscher hellhörig werden. Damenhafte Kleider möchte sie in einer Boutique zwar haben, aber man sieht sie darin nie. Eine ungeheuer interessante Figur, Raucher sind eben die besten Denker, indes sind ihre Motive egoistisch und illegal. Wie dem auch sei, eine fast perfekte Folge, in der vielleicht höchstens mal wieder das Ende etwas überzogen ist: Warm lässt Columbo, der Einzelgänger, seine Armada so auffällig mit Tatütata anrücken, sodass die Täterin noch schnell ein Beweisstück entsorgen kann, auf das es dem schlauen Inspektor natürlich sowieso nicht ankommt? Dann hätte er ihr auch gleich sagen können, was er ihr am Ende eben sagt; die Szene davor ist überflüssig und im Grunde ein Austricksen des Zuschauers auf einem Niveau, das die Serie nicht nötig hat. Somit knapp unter der Spitzengruppe, 8 von 9. |