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Ähnlich wie #21 eine Folge, die als Krimi hervorragend ist, von manch anderer aber noch im Empathiefaktor übertroffen wird. Der Mörder ist eiskalt, die herzerwärmenden oder wenigstens skurrilen Nebenfiguren gibt es mit einer Ausnahme nicht, und die muss ins Gras beißen. Wie gelungen war doch in #03 (wegen ähnlichen Themas und der Mitwirkung von Jack Cassidy, der auch hier den Täter gibt, bietet sich der Vergleich an) die Figur einer charmanten Esoterikerin, die gleichwohl zur Erpresserin wurde. Schwamm drüber, was die Haupthandlung betrifft, ist dies ein erstklassiger Columbo. Auch hier geht man weiter als zuvor, ohne das Gesetz der Serie zu brechen: Während in #21 der Täter so unumwunden wie nie den Mord zugeben und Columbo vorhalten konnte, keinen Beweis zu haben, geht der Mörder nunmehr auf eine andere Art besonders clever vor. Wohl noch nie war Columbo dermaßen lange eine Marionette auf der vom Täter bewusst gelegten falschen Fährte, die in allen Details stimmig ist. Dass es am Ende nicht die manchmal etwas hergesuchte plötzliche Eingebung anlässlich einer scheinbar banalen Begebenheit gibt, sondern dass Columbo mühsame Puzzlearbeit leistet und das Gebäude des Täters durch superpräzises Bemerken eines Mini-Fehlers erstmals ankratzen kann, überzeugt („Sie sprachen von Ihnen in der Mehrzahl, aber wenn Sie sich nicht an den Unfall erinnern konnten…“). Weil der Film als Krimi insgesamt und nicht nur in der zweiten Hälfte hervorragend ist (vgl. meinen Text zu #21), würde ich diese Folge geringfügig besser bewerten. Hinzu kommt eine angeblich aus der Not der Kürzung geborene filmästhetische Raffinesse, die an Brian de Palma sowie Richard Fleischers Meisterwerk „Der Frauenmörder von Boston“ erinnert, aber mehr als eine Kopie ist: Passend zum ausgeklügelten Mord zerfällt das Bild in mehrere Rahmen, die das Geschehen aus unterschiedlicher Perspektive zeigen, was zu einem fulminant montierten „Höhepunkt“ des Knalls führt, der nicht nur ein Pistolenknall ist. Last but not least vermag ich – anders als Michael Striss in seinem Columbo-Buch, dem ich in der Wertung ansonsten zustimme – keinen „geringen Kultfaktor“ in der Folge zu erkennen. Grad die Szene im Nobelrestaurant (Vorfahren mit dem gar nicht noblen Auto und Irritation über die Bestellung sowie vor allem die Rechnung) ist gleichsam witzig wie bezeichnend; dito der running gag, dass der Ermittler erstmal einen Kaffee am Tatort braucht. Und Mrs. Columbo sowie ich haben eines gemein: Die Bette Davis, die ist schon eine tolle Schauspielerin. 8 von 9 Punkten. |