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Ich denke, dass die "kriminalistischen Fehler" hier nicht in dem Maße vorhanden sind, wie einige, z.B. Tonio, gelegentlicher Besucher und Lwaxi meinen. Das "Abstellen des Ferrari für mehrere Tage" war kein Fehler, weil es ja sicher nicht in der Absicht von Rick Carsini gelegen hat, einen "Unfall" zu haben. Es sollte so aussehen, als wäre er tauchen gegangen und hätte seinen Wagen abgestellt. Normalerweise wäre er nach einer oder zwei Stunden wieder beim Wagen gewesen. Da er aber "verunglückte", blieb sein Ferrari eben (angeblich) tagelang stehen. Der Fehler des Mörders war, nicht zu berücksichtigen, dass es in der Zeit zwischen dem "Unfall" und dem Auffinden des Wagens geregnet haben konnte und deshalb im Auto bei offenem Verdeck Wasserflecken auf den Sitzen und Armaturen sein mussten. Er hätte also das Dach des Wagens schließen müssen, um den Verdacht zu vermeiden, dass das Auto nur kurze Zeit dastand, womit ein Mord ja schon nahezu erwiesen war.
Das Abschalten der Klimaanlage hatte den Zweck, den Tod des Bruders durch Ersticken herbeizuführen. Natürlich wusste Adrian Carsini, dass bei Nichtumwälzung der Luft im Keller sich auf dem Boden Kohlendioxid ansammeln würde. Wobei das meiste wohl vom Gären des Weins kommen musste. Bei einem genügend kleinen Raum reicht es auch, wenn er luftdicht ist und der darin Eingesperrte am Boden liegt. Dann erstickt er (auch ohne Wein) am Ende, weil der Sauerstoff durch Atmen verbraucht wird und die Kohlendioxidkonzentration unten zuerst ansteigt. Dass eine Taucherausrüstung vorhanden war, mit der ein solcher Tod plausibel erscheinen konnte (allerdings nicht das zweitägige Fasten davor), war ein unvorhergesehener Glücksfall für Adrian Carsini. Die Fesseln verhinderten, dass Rick Carsini durch eine nicht abschließbare Tür nach draußen konnte (und darüberhinaus, dass er aufstand, um in anderthalb Metern Höhe noch länger Frischluft zu haben). "Verdurstet" ist er natürlich nicht!
Am wenigsten plausibel ist, dass der Keller bei 40° Außentemperatur sich auf 60° aufheizt. Keller bleiben normalerweise im Sommer länger kühl als Erdgeschoßräume oder Räume in Obergeschossen. Allerdings sind normale Keller auch nicht luftdicht. Trotzdem wäre ein solches Aufheizen wohl nur mit einer besonders exponierten Lage des Kellers unter einer sonnenbeschienenen Fläche zu erklären, die das dauernde Funktionieren der Klimaanlage absolut notwendig gemacht hätte.
Natürlich hatte Columbo am Ende keinen gerichtsfesten Beweis. Bei konsistentem Leugnen des Täters hätte ein guter Anwalt ihn vielleicht frei bekommen. Aber darum ging es Columbo zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht. Er hatte genügend Beweise für sich selbst und konnte so dem Täter klarmachen, dass er aus seiner Sicht überführt war. Und psychologisch lag der Täter am Boden, weil die Tat sich für ihn als viel teurer erwiesen hatte als erwartet: sein Lebenswerk, die Weinsammlung, war zerstört. Dass er nach einem solchen Tiefschlag, der für ihn ein Weiterleben fast sinnlos erscheinen ließ, relativ leicht zu einem Geständnis zu bringen war, damit konnte Columbo rechnen, dem ja wohl auch nicht entgangen war, dass er selbst Carsini nicht unsympathisch war.
Übrigens musste Columbo gar nicht wissen, wo die Weine vernichtet werden würden. Dass Carsini sich zu einer radikalen Trennung von seiner (für ihn und ähnliche Kenner) nun wertlosen Sammlung entschließen würde, das konnte Columbo durchaus erraten, weil er ihn psychologisch verstand. Und er ist ihm dann einfach heimlich so lange gefolgt, bis ihm klar war, wohin Carsini fahren würde. Ans Meer. |